Der Aktionskreis Energie e.V. setzt sich seit 10 Jahren im Bezirk Steglitz-Zehlendorf für energetische Gebäudesanierung ein, kooperiert seit der Gründung mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und ist Mitglied im Klimaschutzbeirat des Bezirks.
Der Verein versteht sich als Plattform für Austausch und Kommunikation zwischen interessierten Bürgern, Bauherren, Fachplanern und Unternehmen. Dazu bietet er regelmäßig Informationsveranstaltungen und Führungen an um das Thema breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen.
Seit dem 28. Februar ist nun die Ausstellung „Klimagerecht Bauen und Sanieren – gute Beispiele im Bezirk Steglitz-Zehlendorf“ zu sehen. Wir haben uns die Ausstellung angesehen und dabei mit der Initiatorin Monika Remann aus dem Vorstand des Aktionskreis Energie gesprochen.
Rund um den Lichthof der Ingeborg-Drewitz-Biliothek im Einkaufscenter „Das Schloss“ in Steglitz werden die acht ausgewählten Projekte auf großen Plakaten im besten Lichte präsentiert. Die Aufstellwände sind thematisch gruppiert. Es gibt 6 Sanierungsprojekte und zwei Neubauprojekte. Bewusst läge der Fokus auf der Sanierung, erläutert Monika Remann, da bei Neubauprojekten mittlerweile ohnehin die Vorgaben der Energieeinsparverordnung eingehalten werden müssten. Was man der Ausstellung auf den ersten Blick vielleicht nicht ansieht: Die Konzeptionsphase ging über 3 Jahre und wurde durch die gute Zusammenarbeit von Verein und Bezirk erst möglich. „Man braucht Gesamtbeispiele, die übergreifend über all die technischen Möglichkeiten mal zeigen wie's geht und was es bringt. [...] Und jetzt ist es zum Glück mit dem Bezirksamt zu einer Übereinkunft gekommen, [...] solche Beispiele, die möglichst Schule machen können, im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, ausfindig zu machen.“ erklärt Monika Remann. Anders als die regelmäßig stattfindenden Informationsveranstaltungen, die überwiegend von interessierten Kreisen besucht werden, soll die Ausstellung bewusst Bürger ansprechen, die vielleicht nur zufällig an den Tafeln vorbei gehen; Bürger die vielleicht ein Eigenheim besitzen und schon länger mit dem Gedanken einer energetischen Sanierung gespielt haben; Bürger die dann aber durch mediale Schlagzeilen, wie „Der Dämmwahn bringt nur Schimmel“ verunsichert wurden.
Die aufgelisteten Daten und Fakten der ehrgeizigen Wohnungsbauprojekte sollen zeigen, dass derlei Sorgen unbegründet sind. Bunte Farbbalken, der Kategorien H bis A+, wie sie von Küchengeräten bekannt sind, weisen den Sanierungsprojekten Energieeffizienz-Werte aus, wie sie bei Neubauten gefordert sind. Sie umfassen so verschiedene Bestandsbauten, wie eine 1910 erbaute, denkmalgeschützte Villa, ein ebenfalls denkmalgeschütztes, vom berühmten Architekten Bruno Taut geplantes Reihenhaus aus der Siedlung „Onkel-Toms-Hütte“ (Baujahr 1928), Mehrfamilienhäuser aus den 1930er Jahren, eingeschossige Einfamilienhäuser aus den 1960er Jahren und ein im zweiten Weltkrieg teilweise zerstörtes Einfamilienhaus aus den 1930er Jahren.
Durch dieses breite Spektrum, soll gezeigt werden, dass sich eine energetische Sanierung unabhängig von Typ und Baujahr der Ausgangsbauten lohnen kann. Dabei gibt es kein Patentrezept. „Es kommt darauf an den Bestand möglichst genau zu analysieren und möglichst genau herauszufiltern: Was lässt sich denn hier machen, in der Kombination von baulichen und technischen Maßnahmen?“ unterstreicht Monika Remann. Für sie sind versierte Fachleute im Bereich Architektur, Haustechnik und regenerative Energien der Schlüssel zum Erfolg.
In jedem Projekt werden Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudehülle und haustechnische Eingriffe ausgewiesen, die vorab definierten Ziele machen die unterschiedlichen Anforderungen deutlich. Bei der denkmalgerechten Sanierung beispielsweise wurde auf innenliegende, mineralische Dämmung zurückgegriffen, die Fenster mussten aufwendig saniert werden und konnten nicht einfach durch Massenware ersetzt werden. Bei den freistehenden Einfamilienhäusern aus den 60er Jahren war da der Spielraum erheblich größer. Dort konnte ein großzügiger Wintergarten angebaut und außenliegend gedämmt werden. So wurde ein Projekt sogar zum Plusenergie-Haus, das übers Jahr gerechnet mit Solaranlagen mehr Energie produziert, als es verbraucht. Den Überschuss nutzen die Bewohner zum Laden ihrer Elektrofahrzeuge. Die Sanierung der Mehrfamilienhäuser wurde zum Experimentierfeld, bei dem in Kooperation mit einer Hochschule unterschiedliche Dämmungsarten an verschiedenen baugleichen Gebäuden getestet werden.
Jedes Projekt ist also auch im Ergebnis anders. Insgesamt weisen die gezeigten Projekte noch keine vollständige Ökobilanz aus, die auch sämtliche Energiebedarfe der Sanierungsmaßnahmen an sich berücksichtigt. Es wurde jedoch darauf geachtet Projekte zu zeigen, die schon bei der Auswahl der Baumaterialien Überlegungen zu Nachhaltigkeit und Recyclingmöglichkeiten anstellen. Bei dem Mehrfamilienhaus-Neubauprojekt wurde beispielsweise eine schadstofffreie Gebäudehülle aus Naturbaustoffen realisiert. Der Aktionskreis Energie hat das Motto „Sanierung mit Gewinn“. Die Sanierungsprojekte sollen sich also ökonomisch und ökologisch rechnen. Ziel ist dabei nicht heute schon das perfekte nachhaltige Haus zu bauen, welches keinerlei Umweltbelastung mehr verursacht, sondern durch Kompromisse zwischen Anforderungen und finanziellen, rechtlichen und technischen Möglichkeiten optimale Ergebnisse zu erzielen und so kleine Schritte hin zum klimaneutralen Bauen und Wohnen zu gehen.
Interessierte Besucher können sich sämtliche ausführliche Daten und Informationen mit der ausliegende Broschüre auch mit nach Hause nehmen. Ein Glossar erklärt darin zusätzlich die wichtigsten Fachbegriffe rund um das Thema energieeffizientes Bauen. Nach dem sehr positiven Feedback von Besuchern der Vernissage empfiehlt Monika Remann aber vor allem auch die Teilnahme an der Finissage am 28.03., bei der ausgewählte Projekte umfänglich von den Architekten dargestellt werden, die sie geplant haben: „Weil das natürlich ein ganz anderes, abgerundetes Bild gibt, wie die Entstehungsgeschichte für so ein Projekt ist und auch wie es sich hinterher dann bewährt hat.“ Zudem gibt es die Möglichkeit mit den Experten ins Gespräch zu kommen und seine eigenen Bedenken zur Diskussion zu Stellen. Somit schließen wir uns gerne der Empfehlung an, der Finissage am Dienstagabend einen Besuch abzustatten.
Titelbild
Urheber: David Dicke