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Schäfchen zählen auf dem Tempelhofer Feld

Über 200 Schafe werden eine Woche lang auf dem Tempelhofer Feld weiden. Und damit nicht nur Landschaftspflege betreiben, sondern auch auf den in Vergessenheit geratenen Beruf des Schäfers aufmerksam machen.

von Alexander Wenzel
Themen Öffentlicher Raum Tiere
11 Oktober 2018

Einst preußischer Paradeplatz, später Ort der Luftbrücke und jetzt grüne Oase im Herzen Berlins – das Tempelhofer Feld hat schon einige Wandlungen im Lauf der Geschichte hinter sich. Dass lange Zeit auch Schafe dort weideten, wissen jedoch die Wenigsten.

Dabei ist es noch gar nicht so lang her: Noch zu Beginn der 90er-Jahre grasten trotz Flugbetrieb über 1000 Schafe auf dem Tempelhofer Feld, erzählt Elisabeth Meyer-Renschhausen, eine der GründerInnen des auf dem Tempelhofer Feld beheimateten Allmende-Kontor-Gemeinschaftsgartens. Ein Schäfer alleine kümmerte sich um die Tiere und konnte auch davon leben. Und das bis 1992, dann verschwanden Schafe und Schäfer langsam vom ehemaligen Flughafenareal.

„Wir wollen die Wanderschäferei zurück auf dem Feld haben“, sagt Meyer-Renschhausen, „aber nicht als Kinder-Streichelzoo“. Eine Woche lang, ab Sonntag, den 14. Oktober, kommen nun tatsächlich 200 Schafe samt Schäfer zurück auf das Tempelhofer Feld. Organisiert hat die Aktion der Allmende-Kontor. Gerne hätte man eine dauerhafte Beweidung, aber die Senatsverwaltung habe erst einmal nur das Ein-Wochen-Experiment zugestanden, erzählt die Mit-Initiatorin.
Der Besuch der Schafe soll der Biodiversität auf dem Feld dienen, denn Schafe zertrampeln nicht den Boden, sondern „verbessern die Vielfalt im Rasen“, so Meyer-Renschhausen. Zudem will man mit der Aktion den Dialog zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung fördern und auf den in Vergessenheit geratenen Beruf des Schäfers aufmerksam machen.

Um 14 Uhr am Sonntag wird der Brandenburger Schäfermeister Knut Kucznik mit seinen Schafen ankommen, dann zuerst im Bereich des alten Flugplatzes/alten Garnisionsfriedhofes, im Lauf der Woche jedoch auf unterschiedlichen Gebieten des Tempelhofer Felds weiden (nähere Infos dazu hier). Immer vormittags wird Schäfermeister Kucznik für Besuche von Schulklassen und Kindergärten zur Verfügung stehen (Termin am besten direkt ausmachen). Nachmittags, von 16.30 bis 19 Uhr, sind die BesucherInnen unter dem Motto „Schäfchenzählen“ eingeladen, selbst kulturell aktiv zu werden – zum Beispiel durch Singen, Vorlesen oder Musizieren – oder einfach nur den Geschichten des Schäfers zu lauschen.

Ihren Abschluss findet die Aktion dann am Sonntag, den 21. Oktober, mit einem Schäferfest, getragen vom Bundesverband Berufsschäfer und dem Allmende-Kontor: Von 11.30 bis 16 Uhr werden Hirten aus ganz Deutschland vor Ort sein und über die Situation der Schäferei informieren. Direktvermarkter werden zudem ihre Erzeugnisse ausstellen.

Titelbild
Lizenz: Schäferei Knut Kucznik

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