Beim Besuch in der Jessnerstraße 41 wird eins ganz deutlich: Konsum geht auch anders, nämlich nachhaltig und fair, das Ganze bitte möglichst gemeinsam. Als solidarisches Projekt ist der Systemfehler ein Laden in dem Geben und Nehmen einen Raum bekommt. Das Konzept funktioniert so, dass man zum einen Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, sinnvoll loswerden kann - ihr wisst schon: Müllvermeidung und so. Zum Anderen bekommt man hier auch Dinge, so man sie braucht- ganz umsonst.
Die Idee entstand vor ungefähr 10 Jahren, damals noch in anderer Location. Freeboxen gab es schon, es gab aber auch das stadttypische Problem dass diese auch mal als Mülltonne missbraucht wurden. Ein Raum musste her. Jemand, der das betreut wäre schön. Warum also nicht als Laden? Warum dann auch nicht gleich als Projekt, um die Idee dahinter zu vermitteln.
Nachdem der Laden von der Scharnweberstraße in die Jessnerstraße umgezogen war, gab es mehr Platz, die Strukturen wurden organisierter, die Gruppe hat sich gefestigt. Man entwickelt sich immer weiter. So auch in dem Punkt, dass Reglementierungen getroffen werden müssen, die ein Konsumverhalten begrenzen sollen, dass eben gerade kritisiert wird, erzählt uns Hardy Riedel vom Schenkladen. So soll man nicht mehr als fünf Teile mitnehmen, was aber auch „ganz flexibel“ gestaltbar sei. Mittlerweile international bekannt und als Gemeinschaft weiter gewachsen ist der Laden heute Bestandteil des Kiezes.
Das Projekt versteht sich als Konsumkritik: kaufen, wegschmeißen, mehr kaufen, noch mehr wegschmeißen-muss das wirklich sein? Der Laden zwischen Frankfurter Allee und Ostkreuz stellt einen Raum, in dem man dem Ausverkauf des Planeten etwas entgegnen kann. Die Besucher sind eingeladen die Sache mit der Wirtschaft auch mal von der anderen Seite zu betrachten und sich an diesem Punkt zu begegnen, im besten Fall darüber in den Dialog zu kommen.
Im Gegensatz zu Wohlfahrtsinitiativen ist die Idee des Schenkladens,dass hier jeder teilhaben kann und nicht auf Bedürftigkeit kontrolliert wird, „kein Armutszeugnis vorlegen muss“, wie Hardy Riedel sagt. So geht es nicht in erster Linie darum Sachen an den Menschen zu bringen, sondern um die Kritik am Wirtschaftssystem, die direkt mit einer Alternative präsentiert wird.
Auch ein Schenkladen lebt nicht nur von Luft und Liebe. So finanziert sich der Systemfehler außer über Spenden auch über Patenschaften. So wird man ein Stück weit Teil des Ladens und es entsteht eine Gemeinschaft. Der Laden bietet in diesem Sinne auch Raum für andere solidarische Projekte und Workshops.
„Neuen Ideen Raum geben“, um einen Wandel zu erfahren. Im Denken und im Umgang miteinander. Ein frischer Wind eben, der durch die Gesellschaft geht, so wünscht man sich das im Schenkladen in der Jessnerstraße.