Perama ist eine Kleinstadt unweit von Athen mit ca. 60.000 Einwohnern, die vom Niedergang der Werftindustrie stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. So sind heute über die Hälfte der Einwohner Peramas erwerbslos oder leben mit Niedriglöhnen. Da die Arbeitslosenunterstützung nach spätestens einem Jahr endet, sind die Betroffenen danach auf die Unterstützung durch Angehörige angewiesen, was sich als schwierig erweist, da oft ganze Familien vom Einbruch der Werftbranche betroffen sind. Viele Familien müssen deshalb ohne Einkommen überleben und sind oftmals gezwungen auf lebensnotwendige Güter, wie Strom, Wasser, medizinische Versorgung und teilweise auch Nahrungsmittel zu verzichten.
Das Nachbarschaftszentrum Perama entstand 2011 im Anschluss an die Besetzungen des Syntagma-Platzes in Athen. Jeden Montag treffen sich die Nachbarn und Nachbarinnen zur Asamblea, Volksversammlung, in ihren Ladenräumen. Regelmäßig nehmen 30 bis 50 Menschen teil, zu besonderen Anlässen auch deutlich mehr. Alle sind gleichberechtigt und jeder hat gleiches Rederecht. Bei den Versammlungen geht es den Einwohnern sowohl darum, sich gegenseitig zu unterstützen, als auch gemeinsam die Krise zu bewältigen. So organisieren sie Aktionen gegen das Abschalten von Strom und gegen Zwangsräumungen – stören zum Beispiel Gerichtsverhandlungen, in denen es um Zwangsversteigerungen geht. Auch konnten sie gemeinsam mit anderen Initiativen durchsetzen, dass Menschen ohne Erwerb den öffentlichen Nahverkehr in Athen und Perama kostenlos nutzen können. Mit Lebensmitteln und Kleidung versorgen sie darüber hinaus, nicht nur sich selbst, sondern unterstützen auch Geflüchtete. Da viele Einwohner Peramas - Erwerbslose, aber auch Studierende, Geflüchtete, RentnerInnen oder Alleinerziehende – nicht einmal mehr in der Lage sind, sich eine warme Mahlzeit am Tag zu leisten, wurde eine Gemeinschaftsküche eingerichtet. Hier wird von freiwilligen HelferInnen ein- bis zweimal die Woche für die Nachbarschaft gekocht und anschließend gemeinschaftlich gegessen.
Um für die Ausstattung der Küche und die laufenden Kosten Spenden zu sammeln und die ‚Freie Vereinigung’ in Perama weiterhin zu unterstützen wurde eine Solidaritätskampagne gestartet. Diese wird organisiert in Hamburg vom Einwohnerverein St. Georg von 1987 e.V. und in Berlin vom NETZ für Selbstverwaltung und Kooperation Berlin-Brandenburg e.V.
Der Bericht über das Nachbarschaftszentrum, vorgetragen von Regina Freuer (Einwohnerverein St. Georg von 1987) und Elisabeth Voß (NETZ für Selbstverwaltung und Kooperation Berlin-Brandenburg) mit anschließender Diskussion findet am 11. April um 19 Uhr im Café der Regenbogenfabrik statt.