Den Wandel aufstöbern in Berlin und Brandenburg: Die Wandelwoche spendiert zehn Tage lang Einblicke in Modelle anderen Lebens, Wirtschaftens und Arbeitens - ökologisch, sinnvoll und garantiert ausbeutungsfrei. Das Programm zahlreicher Berliner Touren steht bereits. Im Folgenden eine kurze Vorschau.
Wie wird aus Schaf ein Shirt? Wo wächst eigentlich das Polyester? Zwei Workshops widmen sich dem Produktionsprozess von Textilien. Los geht’s am 9.September: Bei handgewebt im Wedding lässt sich erfahren, wie Kleidung entsteht, in welche globalen Produktionsketten eine Hose eingebunden ist, bevor sie die Beine umhüllt und wie Alternativen zur massenindustriellen Fertigung von Pullovern „gewebt“ werden können. Auch vor dem Textilatelier PA58 wird es am 10. und 11. September praktisch. Wer schon immer mal wissen wollte, wie wohlig warm es mit der Rohwolle eines Rauwolligen Pommerschen Landschafs werden kann, ist eingeladen jederzeit vorort bei der Garnherstellung einzusteigen.
In weiteren Touren wird urbane Ernährung kritisch auf ihre Nährwerte untersucht: Löwenzahn am Kotti mampfen, im Vorbeigehen Kirschen von einem der zahlreichen Obstbäume des Maybachufers pflücken - Kreuzberg essen. So etwa lautete der Plan, den die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg im Jahr 2014 verabschiedete. Wie sieht es heute aus mit dem „Essbaren Bezirk“ und wie realisiert sich Freiraum in einer zunehmend verdichteten Stadt? Via Rad werden in einer Tour am 15. September Inseln der Biodiversität besucht, gesucht und geprüft, wie viel von der Utopie zur nahrhaften Realität geworden ist. Realistisch wird es auch mit dem Vertriebskollektiv Schnittstelle am 13. September. „24 Stunden sind kein Tag“, sagte René Pollesch einst – im Hinterkopf vielleicht irgendwo die 24/7- Imbissbuden. Gut zu Fuß wird in einer Tour durch Berlin den Spuren der Arbeit im urbanen Ernährungsdschungel gefolgt; einmal tief drin, tauchen Fragen auf: Führte die Überproduktion von Kartoffeln zur Pommesinflation? Wie kommen die 3,50 € für ein Biobrot im Supermarkt zustande und sind sie Teil der Lösung oder des Problems?
Begeben wir uns von den Schweinebäuchen der Straßen zu den Halmen der Gärten. Finden wir Durchblick im komplexen System aus Konsumverhalten, Landwirtschaft, Klimawandel und Flucht - gemeinsam mit dem Gleisbeet e.V. und dem Allmende-Kontor in einer Tour am 09. September. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf Migration und was ist „land grabbing“? Als eine Antwort auf die ökonomische und soziale Krise in Griechenand versteht sich SoliOli, eine Direktimportinitiative für Oliven(öl) und ein Selbsthilfeprojekt von und für Arbeitslose in Griechenland. „Die Gärtner“ aus Thessaloniki gestalten einen Workshop zur aktuellen Lage in Griechenland und zur Situation und Chancen solidarischer Initiativen. Mit den Importen, werden selbstverwaltete Projekte solidarischer Ökonomie in Griechenland unterstützt. Vorgestellt wird das Projekt am 10. September im Vertriebskollektiv Schnittstelle. An gleicher Stelle berichten die Aktivist*innen am 15. September über die institutionellen und marktwirtschaftlich bedingten Hürden beim Aufbau alternativ-ökonomischer Strukturen und arbeiten bestenfalls gemeinsam mit den Gästen an Lösungsstrategien.
Bis dahin dauert es nicht mehr lang: Am Donnerstag, den 08. September wird die Wandelwoche in Berlin von 16 bis 20 Uhr mit Musik, Büffet, Workshops und Redebeiträgen in den Gemeinschaftsgärten des Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld eröffnet und der Auftakt zelebriert.