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Porträt

BIW#2 // Baumhaus

Coworking Nachbarschaft Transition Town

von Lena A - 9 August 2016

Während des Emergent Festivals vom 23.September zum 16. Oktober feiert Das Baumhaus Berlin seine Eröffnung. Die Gruppe dahinter hat sich nicht weniger vorgenommen, als ein Indoor-Baumhaus als Plattform für Menschen zu bauen, die aktiv am sozialen und ökologischen Wandel mitwirken. Das Interesse ist groß: Mitten im Wedding geben sich nun neben Ästhetik und Umweltaktivismus unterschiedlichste Menschen die Hand. Und sie haben eine gemeinsame Vision.

Karen Wohlert und Scott Bolden treffen sich vor ungefähr zehn Jahren in der S-Bahn. Scott ist ein amerikanischer Designer und Ingenieur, Karen Politikstudentin und Umweltaktivistin. Beide sind auf der Suche nach mehr gemeinschaftlichem Raum für Aktivismus. Ihre Vision ist ein Kiez-Treffpunkt für alle, zum Zusammenkommen und Mitgestalten des Stadtraums. Statt eines weiteren Cafés oder Co-Working Spaces entsteht nun ein Hub in einem alten Atelierraum der Gerichtsstraße, ein Begegnungsort, an dem sich Menschen mit Nachhaltigkeit beschäftigen oder schlichtweg Kaffee trinken. Wichtig ist, Menschen in der Stadt aus der Anonymität in das Kollektiv zu heben - ein positives Gefühl von Mitbestimmung und gegenseitiger Inspiration zu erschaffen.

2012 teilen Karen & Scott ihre Idee des Ladenlokals mit WG und Nachbarschaft. Gemeinsam spinnen sie ein Netzwerk aus ungefähr 200 Unterstützer*innen und sammeln erste Sach- und Geldspenden über eine Crowdfunding-Kampagne. 2013 und 2014 tobt sich die Gemeinschaft, die sich schon in kleinere Gruppen zu Themen wie Zero Waste verwebt hat, in Gedanken an der Frage „Was für ein Baumhaus wollen wir?“ und auf den Emergent Festivals aus. Daraufhin dann die Möglichkeit der Zwischennutzung mit Filmabend („In Transition 2.0“ mit Küfa), Salons (Social Innovation Salons), einem Frühlingsfest (Spring Convergence), Nachbarschaftstreffen, Sustainability Drinks, Betterplace Stammtisch, Earthship Weekend und MakeSense. Jeden Montag etabliert sich auf dem Bürgersteig vor dem Baumhaus eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt und zwei Gruppen, die sich bei einem Infoabend zu solidarischer Landwirtschaft gründeten, nutzen das Baumhaus seitdem als ihren Abholort. 2015 endet die Zwischennutzung vorerst bis zur großen Eröffnung im September 2016 und fleißige Hände versetzen den Ort in eine Art produktiv surrende Bienenwabe.

Eine mittig situierte Säule animierte den 40-jährigen Designer Scott dazu, den Wunsch nach sozialem und ökologischem Wandel optisch in den Raum zu integrieren. Von dieser Säule, dem Stamm, gedeiht auf 140 Quadratmetern die Grundlage zum „Spielen, Träumen, Erfinden“. Momentan scharen Karen und Scott ungefähr 40 Kreative um sich, die den Baum mosaikartig wachsen lassen. Zwar gibt eine 3D-Computersimulation die grobe Richtung vor, das Endprodukt jedoch wächst als offenes Gestaltungsprojekt im Prozess, das sich mit den Beteiligten transformiert. Eine Art DNA gibt der New Yorker Künstler Isaac Abrams dem Baumhaus durch die Gestaltung der Glaselemente. Er ist bekannt für seinen psychedelischen Stil. So entsteht ein surrealer Ort, der an Welten wie bei Herr der Ringe erinnert. Vertikalbeete unterstreichen die symbolische Architektur des Innenraums im Lebendigen. Natürlich wird hierbei genauso wie im Bauprojekt auf ökologische Prinzipien wie Permakultur geachtet – die Beete haben ein Selbstbewässerungssystem und vor der Tür steht ein Wurmkompost.

Im Bezirk Wedding ist Veränderung aktuell deutlich spürbar, die nicht zuletzt Verdrängung mit sich bringt. Bolden ist überzeugt, dass der gesellschaftliche Wandel nicht aufzuhalten ist, jedoch die Bedingungen änderbar. Im Baumhaus ist die Nachbarschaft schon längst zuhause und arbeitet mit dieser Bewegung; oder eben dagegen. Neugierige aus anderen Städten reisen an, sogar eine Thinkfarm aus Montréal folgt dem Ruf des virtuellen Waldes. Auch seitens Politik, NGOs und Initiativen gibt es ordentlich Unterstützung: zum Beispiel von Silke Gebel (Bündnis 90/Die Grünen), erzählt Karen, die unter anderem Teil einer Auftaktveranstaltung zum Thema Zero Waste mit dem lokalen Gemeinschaftsgarten Himmelbeet war, zu der über 50 Interessierte kamen. Neben der Mülldiät begleitet Mitstreiter*innen des Baumhauses die Klimafrage und bearbeitet das Thema in Kooperation mit lokalen Umweltverbänden.

Im Juni entstand ein Baumhaus Prototyp der nach Abnahme von Ingenieursseite im Januar erneut gebaut werden soll. Eine Crowdfunding-Kampagne sammelt auf www.startnext.com/baumhausberlin noch bis 09. August 15.000 Euro zur Realisierung dieses Entwurfs. Das Geld wird dringend benötigt, denn Karen & Scott haben zwar einen Kredit über 80.000 Euro von der Bank für grundlegende Baumaßnahmen erhalten, allerdings benötigt man im Schnitt 1.000 Euro pro Quadratmeter zur angemessenen Renovierung eines Raums im Rohzustand – gerechnet auf die Größe des alten Ateliers eine Differenz von rund 40.000 Euro. Auf der Baumhaus Website ist die Finanzlage mit einer Auflistung von (laufenden) Kosten öffentlich einsehbar. Ihr könnt das Projekt neben Geld- durch Materialspenden oder „hands-on-work“ vor Ort unterstützen und bitte kräftig die Werbetrommel rühren!

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1 Kommentare KOMMENTIEREN
Alexandre Schütze hat einen Kommentar geschrieben
Gute Nachricht ! 17 Sekunden vor Ende der Kampagne hat das Baumhausprojekt seine Fundingschwelle von 15.000€ erreicht!
Das heißt, es wird weitergebaut :) wir freuen uns schon auf die Eröffnung
16:49 12/08/2016
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