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Veranstaltung

Moralische Anstalt 2.0 - Flammende Köpfe

Bildung Gesellschaft Kultur
Okt1

Sonntag 01 Oktober 2017

von 18:00 bis 22:00

Veranstaltung bei Heinrich-Böll-Stiftung
Schumannstr. 8 10117 Berlin
Empfohlen von

David Dicke

Theater trifft politische Bildung - Ein Mobilize-Event

Das Theater bildet mehr als ein dickes Buch.
-- Voltaire

Unsere Vorstellung von darstellender Kunst ist eng mit dem Wunsch nach kultureller Wirksamkeit verbunden. Friedrich Schiller spricht von der Schaubühne als moralischer, gesellschaftspolitischer und ästhetischer Anstalt, einem Ort der Aufklärung. In unserer Zeit steht neben dem Ort „Theater“, der ein Publikum beim „sich bilden“ vereint, die Methode „Theater“, die probate pädagogische Kulturtechniken zu liefern scheint.

Welche Rolle spielen der Ort und die Methode „Theater“ für die politische Bildung heute? Welche Wirksamkeit kann sich bei einem Theaterbesuch entfalten? Sind die Maßstäbe der Politischen Bildung, wie das Darstellen bestehender Meinungsunterschiede oder das Verbot, Menschen im Sinne erwünschter Meinungen zu überrumpeln, mit den Mitteln des Theaters vereinbar?

An drei Abenden wollen wir die Potentiale des politisch involvierten Theaters aus drei Blickwinkeln betrachten. Und dabei die politischen, pädagogischen und sozialen Effekte der Theaterkunst in den Mittelpunkt der Diskussion stellen.

Jeder Abend vereint je eine Aufführung und eine thematische Reflektion.

Das Schauspiel Dortmund zeigt drei exemplarische Inszenierungen erstmalig in Berlin.

An den Gesprächen werden u.a. folgende Expert/innen teilnehmen:

Kay Voges, Intendant Schauspiel Dortmund
Dr. Ellen Ueberschär, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung
Ulrich Khuon, Präsident des Deutschen Bühnenvereins
Martin Kaul, Journalist, taz
Ruben Neugebauer, Aktivist, Sea Watch
Prof. Dr. Ingrid Hentschel, FH Bielefeld
Andreas Altenhof, Sprecher Rat der Künste

Programm
18 Uhr: Flammende Köpfe
19:30 Uhr: Gespräch mit Kai Voges und Ulrich Khuon

Informationen zur Aufführung:

„Bissig, wichtig, erhellend und sehenswert.“ (Ruhr Nachrichten)

Am 18. Februar 2016 brüllt im sächsischen Clausnitz ein „asylkritischer“ Mob einen Bus mit Geflüchteten vor einer Unterkunft nieder. Eine Woche später veröffentlicht Stern TV ein Interview mit Wolfram Fischer, der als Dolmetscher im Bus mitgefahren war. Fischer spricht darin nicht von einer Menschenmenge, die den Bus attackiert habe, sondern bezeichnet sie mehrmals als eine „Menge von Köpfen“. Hassende, schreiende Köpfe.

Das sprachliche Bild passt zu einem in den letzten Jahren populär gewordenen Phänomen radikaler Internetpropaganda: Videobotschaften politischer Aktivistenköpfe, z.B. auf YouTube. Deutsche Konvertiten drohen deutschen Bürgern die Enthauptung an. Deutsche Bürger träumen von der Guillotinierung der politischen Obrigkeit.

In diesen Mischformen aus Video-Blog und politischer Rede am virtuellen Stammtisch spielen Köpfe und Gesichter die entscheidende Rolle. Sie sind die Träger bürgerlicher Persönlichkeit, die ihr Spiegelbild in der Webcam agitieren. Wie radikalisieren sich Menschen im Internet? Wie entsteht daraus ein reales Szenario der Bedrohung? Denn manchmal lässt sich ein entflammter Kopf von seinem Körper nachts zu einem Flüchtlingsheim tragen, um es anzuzünden. Ist der Kopf dann wach? Oder schläft er und träumt von den Messern des Jihad?

Arne Vogelgesangs Flammende Köpfe, konzipiert für einen Performer und einen virtuellen Chor von Kopf-Avataren, zeichnet den Weg vom Wohnzimmer in den Internet-Aufstand nach. Vogelgesang greift dabei auf seine umfangreiche, ständig aktualisierte Sammlung von Propaganda-Videos aus dem Netz zurück. Ein kurioser, unterhaltsamer Theaterabend, der das Fürchten lehrt.

Die Inszenierungen im Netz von Rechtspopulisten war auch Thema bei der Konferenz „Theater und Netz" im Mai 2016 in der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin.

Mit: Arne Vogelgesang
Konzept, Text, Bühne und Videoart: Arne Vogelgesang
Co-Regie: Wiebke Rüter

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Schauspiel Dortmund.

Eintritt
5 Euro

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