Nach der Einführung und den Berichten über die Bewerber für das Genossenschaftsgrundstück (urban coop und LINSE Hausprojekt) widmen wir uns heute der Baugruppe GoodSense SchöneLinse. Auch sie hatte einen Stand auf den Experimentdays, gegenüber vom LINSE Hausprojekt und direkt neben dem RUT Wohnprojekt, über das wir im nächsten Teil berichten werden. Bei der visuellen Präsentation der Entwurfsideen setzt GoodSense neue Maßstäbe und nutzt sogar eine Beamerpräsentation. Anhand derer erklärte uns dann auch Tai Schomaker ausführlich Verfahren, Nutzung und Architektur des Projekts.
Inzwischen ist nicht nur der Mietwohnungsmarkt, sondern auch der für Grundstücke in Berlin sehr angespannt und potentielle Baugruppe freuen sich über das Konzeptverfahren der Schöneberger Linse. Allerdings hadert die Good Sense Baugruppe mit dem langwierigen Verfahren und dem Warten auf konkrete Verhandlungen: „Eigentlich hätte die schon im letzten September stattfinden sollen, dann wurde es November, dann Januar, dann März und jetzt ist Mai.“, beklagt Tai Schomaker. Doch er vermutet den Regierungswechsel als Ursache und begrüßt grundsätzlich die Entwicklung einer neuen Wohnungsbaustrategie, hofft aber das dies nicht zu lange dauert und sagt mit Blick auf das Konzeptverfahren: „Wir werden langsam ein bisschen entmutigt das weiter zu betreiben!“
Den Fokus der Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher sieht Tai Schomaker etwas zu sehr auf sozialem Wohnungsbau. Er befürchtet, so entstehen Wohnungsbauten mit wenig Kreativität und viel Anonymität. Bei Baugruppen sieht er die Vorteile darin, dass man als Architekt mehr Spielraum hat und auch weiß mit wem welchen Nutzern man es zu tun hat und welche Wünsche entstehen. „Jeder hat private Interessen, aber jeder sieht auch das Gemeinsame – fürs Haus, für den Block, fürs Viertel“.
Im Erdgeschoss soll die öffentliche Nutzung der Flächen, die auch in der Ausschreibung des Konzeptverfahren vorgesehen ist, zurzeit noch offen gelassen werden und sich im Idealfall später dem Bedarf anpassen: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Bewohner des Hauses ein- oder zweimal im Jahr entscheiden, wer da eigentlich Sachen machen soll.“, sagt Tai Schomaker, er kann sich eine halbjährlich wechselnde Nutzung als Kita, Musikraum, Coworking-Space, Yoga-Raum, o.ä. je nach Nachfrage vorstellen.
Ein anderer wichtiger architektonischer Beitrag zum Thema nachhaltiges Bauen ist der Wintergarten, der über die ganze Westfassade geht und als Lärmschutz und klimatischer Puffer fungiert. „Im Sommer kommt die Hitze nicht so schnell rein, im Winter die Kälte.“ fasst Tai Schomaker zusammen. Darüberhinaus wurde bewusst auf eine Tiefgarage verzichtet, dafür ist ein Regenwasserspeicher im Keller für Toilettenspülungen und Gartenbewässerung vorgesehen. Das Haus muss in Berlin ohnehin nach KfW 55 Standard gebaut werden und die entsprechenden energetischen Anforderungen eines Niedrigenergiehauses erfüllen. „Ein Passivhaus ist nicht bezahlbar, das ist so wie ein Luxusauto!“ rechtfertigt Tai Schomaker. Er würde gerne Holz als Baumaterial verwenden, muss aber mit dem Brandschutz noch abklären, ob das möglich ist und ob es ins Budget passen würde.
Wie die anderen Bewerber im Konzeptverfahren der Schöneberger Linse möchte auch die Good Sense Baugruppe nicht an einen Plan B denken, wenn sie den Zuschlag für das Grundstück nicht bekommt. „Es wäre gerade noch ziemlich ungesund davon zu sprechen, denn die Motivation würde total 'runtergehen!“ befürchtet Tai Schomaker. Eventuell würde die bestehende Gruppe eine Genossenschaft gründen und sich ein anderes Grundstück suchen, doch zunächst konzentriert sie sich auf Grundstück G06 bzw. G07. Im nächsten und letzten Teil unserer Reihe werfen wir dann einen Blick auf Grundstück G09 für soziale Träger und stellen das RUT Frauenwohnprojekt vor.
Die Schöneberger Linse Reihe:
Teil 1/5: Einführung
Teil 2/5: urban coop Genossenschaft
Teil 3/5: Linse Hausprojekt
Teil 4/5: GoodSense SchöneLinse Baugruppe
Teil 5/5: RUT Frauenwohnprojekt
Titelbild
Urheber: David Dicke