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Porträt

BIW#14 // Leila

Gesellschaft Soziales Wirtschaft

von Tanja Büttner - 7 Februar 2017

Sharing is Caring und macht glücklich. So ist bei Leila in Prenzlauer Berg jeden Tag irgendwie Weihnachten. Glückliche und dankbare Gesichter als Gegenleistung für die geliehenen Alltagsgegenstände sind das größte Geschenk und unbezahlbar. Mit der Grundidee des Nutzens statt Besitzens eröffnet *Leila neue Formen des gesellschaftlichen Miteinanders.

Hand auf’s Herz. Wie oft hast du dir beim Einzug in eine neue Wohnung schon gedacht: „Wenn ich jetzt eine Bohrmaschine hätte, wäre das Regal schneller an der Wand.“ ? Leila kann da helfen! Hier kann sich jeder – ob groß, ob klein – eine Bohrmaschine, seine Umzugskartons, den großen Suppentopf oder ein Monopoly-Brettspiel ausleihen und damit auch noch etwas für die Gemeinschaft tun.

Leila steht für LEI-h-LA-den und wurde von einem Verein aus 10 Mitgliedern geschaffen, einige davon schon länger aktiv in der Transition Town - Bewegung in Pankow. Die Idee dazu entstand vor mehr oder weniger sechs Jahren und kommt von der Umsonstlädin ULA der Technischen Universität Berlin. Dort gab es immer zu viele Sachen und zu viele Dinge die von den Menschen aussortiert wurden, weil man sie einfach nicht braucht. Oder halt nur selten. Aus ULA wurde Leila geboren. Als Weiterentwicklung eines Umsonstladens ist Leila ein Leihladen in dem Alltagsgegenstände verliehen werden, die man nur selten oder für eine bestimmten Lebensabschnitt braucht. „Wie oft brauch ich das?“ ist für Nikolai die alles entscheidende Frage, die jeder sich stellen sollte. Oft ist es nämlich gar nicht notwendig Geld für Sachen auszugeben, die man sich genauso gut für einen gewissen Zeitraum ausleihen kann. Damit werden Ressourcen besser genutzt sowie auch noch Geld und Platz im eigenen Zuhause gespart.

Mitglied werden ist ganz leicht: Man schaut bei Leila vorbei und sucht sich das Benötigt aus. Nachdem man anschließend namentlich im Karteisystem erfasst wurde und seinen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 1-3 € gezahlt hat, kann man nach Belieben drauf los leihen aber auch Sachen aus der Verschenkabteilung mitnehmen sowie eigene nicht ständig benötigte Sachen abgeben und anderen zur Verfügung stellen. So trägt Leila zu einem nachhaltigeren Konsum bei. Damit soll eine dauerhaft tragfähige Nutzung natürlicher Ressourcen in die Gesellschaft integriert werden.
Im Schenkladen und in zwei Verleihräumen im Nachbarschaftshaus in Prenzlauer Berg kann man sich aus einem Sortiment an Büchern, Kleidung, Schuhen, Haushaltsgegenständen, Werkzeuge, Umstandsmode und Babysachen, Spielzeug und Spiele, Outdoorzubehör und Umzugskisten nach Bedarf Sachen ausleihen.

Bis heute sind es fast 1000 Mitglieder, von denen rund 10 % aktiv sind. Und auch die Statistiken können sich sehen lassen. Im letzten Jahr konnte Leila 700 Mal behilflich sein. Besonders beliebt waren die Bohrmaschine, das Zelt und der Wanderrucksack. Ab und zu ist es auch schon vorgekommen, dass im Verschenkraum abgelegte Privatsachen versehentlich mitgenommen wurden, erzählen uns Clemens und Nikolai lachend. Aber irren ist menschlich und alle Sachen sind immer zurück gebracht worden. Genauso läuft es auch mit den Leihgegenständen. Es kommt vor, dass die eine oder andere Frist mal vergessen wird. Auch Vergessen ist menschlich. Ein kurze Erinnerung genügt dann schon.

Willkommen ist bei Leila jeder. Aber auch wirklich jeder. Und es sind hier auch alle zu finden: Familien, WG’s, Schulkinder, Studenten, Mütter, Väter, Berufstätige und Rentner. Nachhaltig konsumierende Menschen und solche die es werden wollen. Sie sind streng genommen auch keine Kunden, sondern werden Teil des Leihladens. Leila ist ein integrativer Mit-Mach-Laden und lebt vom Crowd Sourcing, dem Einbringen von Ressourcen, Zeit und Kreativität. Der Leihladen soll gemeinschaftlich wachsen und gedeihen, für eine Gütergemeinschaft mit Gemeinschaftsgütern. Bei den Menschen soll ein Umdenken stattfinden. Man muss die gesellschaftlichen Konsumnormen „im Kopf überwinden“ und den Weg frei machen für Bewusstseinswandel hin zu mehr Achtsamkeit und aktiver Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse. Solch eine Bewegung hin zum Postwachstum und zum Minimalismus ist schon wahrnehmbar. Andere Initiativen sollen dazu angeregt werden an die Idee von *Leila anzuknüpfen und ähnliche Läden eröffnen. Auch als Privatperson kann man das Leihen in den Alltag, in die eigenen unmittelbare Nachbarschaft und Freundeskreise überführen. Mit einer Leihliste oder Verschenkbox im Hausflur oder beim nächsten gemeinsamen DVD-Abend.

Weniger ist besser. Aber dafür mehr Leila! Jeder Kiez sollte einen eigenen Leihladen für die Nachbarschaft haben und Tag für Tag mehr Lächeln in die Gesichter der Leute zaubern. Eine eigene Stadt mit je einem Baumhaus, einem Himmelbeet und einer Leila wäre wunderbar. Noch eine Utopie aber nicht unmöglich. Clemens sieht „[...] da eine schöne Zukunft für uns.“ Und wir auch.

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